Forschungsinstitut für Unternehmensführung, Logistik und Produktion
TUM School of Management
Technische Universität München

Quality Gate Konzept für klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) der Werkzeug- und Schneidwarenindustrie

Problemstellung

Die fortschreitende Globalisierung der Märkte und die Ausweitung des EU-Binnenmarktes führen dazu,
dass neben den bisher überwiegend regional tätigen KMU neue leistungsfähige Anbieter auftreten, die aufgrund differierender Standortbedingungen ähnliche Produkte zu günstigeren Preisen anbieten können. Gerade die Messer- und Schneidwarenindustrie profitiert von einem sehr hohen Qualitätsversprechen. Dies entspricht zudem den exakten Kundenerwartungen. Vor diesem Hintergrund müssen die präventive Vermeidung von Fehlern und der daraus resultierende Anspruch nach einer Null-Fehler-Produktion ein wesentliches Ziel der Unternehmen sein. Für die Erreichung einer Null-Fehler-Produktion ist das Six-Sigma-Konzept ein wesentlicher Baustein. Durch statistische Methoden und die Einbindung aller Mitarbeiter verfolgt Six-Sigma für alle Geschäftsprozesse das Ziel, dass weniger als 3,4 Fehler pro einer Millionen Fehlermöglichkeiten auftreten. Jedoch nutzen nur 10%der Unternehmen das Six-Sigma Konzept.

Eine Lösung um die Prozessqualität auf dem Niveau von Six-Sigma einzurichten und nicht erst durch eine Prüfung zu erzeugen ist die Einführung von Quality Gates an den Qualitätsschnittstellen. Damit
sollen Geschäftsprozesse so gestaltet werden, dass präventiv ein Qualitätsniveau von Six-Sigma erreicht werden kann. Ein Quality Gate stellt dabei einen ereignis- oder ergebnisorientierten Messpunkt
mit produktspezifisch oder prozessspezifisch definierten Inhalten dar. Mittels Quality Gates lassen sich nicht nur diskrete Messwerte überprüfen, sondern auch der Einsatz bestimmter Methoden. Ein Quality Gate liegt zwischen zwei Prozessschritten. Für den Prüfprozess bedeutet die seinen Rückblick auf die erbrachte Leistung und eine Vorausschau auf die Erfüllung der erwarteten Eigenschaften eines Produktes im Folgeprozess. Ein Quality Gate ermöglicht demnach die Steuerung einer internen oder externen Kunden-/Lieferantenbeziehung durch eine Synchronisation der realen Leistungserwartung.

Quality Gates können entlang der gesamten Wertschöpfungskette an kritischen Schnittstellen eine Fehlerweitergabe verhindern. Die Gestaltung, Etablierung und Steuerung der dazugehörigen Qualitätsmesspunkte wird so vorgenommen, dass Folgefehler vermieden werden. Dies erfordert die Implementierung kurzer Qualitätsregelkreise deren Regelwirkung durch ein integratives Qualitätscontrolling zu messen, zu bewerten und zu optimieren ist. Für die Ausgestaltung von Quality Gates sind Methoden aus dem Qualitätsmanagement erforderlich, deren Anwendbarkeit auf die Unternehmen der Werkzeug- und Schneidwarenindustrie zu adaptieren ist.

Forschungsansatz

Die Zielsetzung des Forschungsvorhabens ist es, eine für KMU anwendbare Methodik zur
Quantifizierung der individuellen Einflussfaktorensituation der Unternehmen zu entwickeln. Zudem wird die Möglichkeit gegeben, einen Unternehmensvergleich durchzuführen und auf Basis von Best-Practice-Lösungen die Ableitung von individuellen Handlungsempfehlungen zur Gestaltung eines Quality Gates Systems realisiert.

Zunächst werden im Rahmen von Kurzaudits bei ausgewählten Unternehmen grundsätzliche Daten sowie deren spezifische Qualitätssituation erhoben. Die Wirkbeziehungen zwischen den Einflussfaktoren und dem existierenden Qualitätssystem wird durch eine zweistufige empirische Befragung analysiert. Die Modellbildung die Grundlage für die Modellbildung bildet ein in 7 Phasengegliedertes Vorgehen, das sowohl theoretische Analysen, als auch umfassende empirische Datenerhebungen umfasst.

Im Rahmen des Forschungsprojektes werden zudem zu folgenden Schwerpunktbereichen Projektstudien und Diplom- bzw. Bachelor- und Masterarbeiten ausgeschrieben:

  • Analyse der Einflußfaktoren und Gestaltungsfelder zur Ausgestaltung eines Quality Gates Netzwerks
  • Wirtschaftlichkeitsberechung für die Ausgestaltung von Quality Gates für KMU

Ergebnisse

Im angestrebten Forschungsvorhaben, das in 7 Phasen strukturiert ist, wird ein besonderer Wert auf
einen hohen Praxisbezug und eine gute Handhabbarkeit der Methoden und Hilfsmittel in den Unternehmen gelegt. Folgende Ergebnisse werden somit angestrebt:

  • Ist-Situation und Schwachstellenanalyse über die Konfiguration von Qualitätssystemen sowie Anforderungsprofile bei den KMU der Werkzeug- und Schneidwarenindustrie.
  • Voraussetzungen und Erfolgsfaktoren für die spätere Implementierbarkeit von Quality Gate Konzepten.
  • Ermittlung der Einflussfaktoren und Analyse deren Wirkung auf die Gestaltung des Quality GateKonzepts.
  • Ermittlung der Gestaltungsvariablen eines Quality Gate Konzepts in der Werkzeug- und Schneidwarenindustrie.
  • Analyse der Methoden zur Ausgestaltung von Quality Gate Konzepten für die Werkzeug- und Schneidwarenindustrie.
  • Handlungsoptionen zur Gestaltung von Quality Gate Konzepten für KMU der Werkzeug- und Schneidwarenindustrie.
  • Wirtschaftlichkeitsrechnung von Quality Gate Konzepten.

Literatur

  • Quality Gate Konzept: Leitfaden zur Ausgestaltung eines prozessorientierten Qualitätscontrollings, 5.Auflage, München, 2011.
  • Total Quality Management: Ganzheitliche Umsetzung des Qualitätsgedankens im Unternehmen, 1. Auflage, München, 1998.
  • KMU und Benchmarking: Wettbewerbsfähigkeit steigern durch internationalen Vergleich, 1. Auflage, München, 2001.

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