Methodenbaukasten zur Nutzung bestehender, verborgener und impliziter
Unternehmensressourcen zu Vermeidung von Strategie- und Liquiditätskrisen
Im Jahr 2008 stieg die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen zum ersten Mal seit 2003 wieder an.
So gab es 2008 in Deutschland nach Auswertungen des Statistisches Bundesamtes 29.291Insolvenzfälle. Im Jahr 2009 ginge bereits 32.687 insolvent, was einem Plus von 12 % zum Vorjahr entspricht. Für das Jahr 2010 prognostiziert Euler Hermes für Westeuropa insgesamt einen abgeschwächten Anstieg der Firmenpleiten und rechnet erst 2011 mit einer leichten Entspannung.
Problemstellung
Die Analyse der Krisenursachen zeigt, dass viele Unternehmenskrisen hausgemacht sind und durch die bestehende Wirtschaftskrise nur schneller eintreten. Viele Unternehmen waren und sind aus Sicht der Insolvenzverwalter auch heute noch nicht richtig auf den Umgang mit der Krise vorbereitet. Im Vordergrund stehen deutlich die Kriterien, die eine mangelnde Zukunftsvorsorge erkennen lassen, wie zu geringen Rücklagen für unerwartete Ereignisse, ein starres Fest halten an bestehenden Konzepten oder fehlende Strategieüberlegungen. Befindet sich ein KMU einmal in einer Krisensituation, so ist eine genaue Analyse erforderlich. Schwachstellen müssen aufgedeckt werden, um frühzeitig gegensteuern zu können. Oftmals muss hierfür die Hilfe von Experten in Anspruch genommen werden. Es ist jedoch wesentlich zielführender, anhand einer zielführenden Systematik Schwachstellen zu identifizieren und strategische Optionen zuerkennen, um den Weg aus der Krise zu meistern. Implizite Unternehmensressourcen müssen bewertet und eigene Stärken erkannt werden, um die Kapitalgeber von einer weiteren Unterstützung zu überzeugen und den Fortbestand des Unternehmens nachhaltig zu sichern.
Die insbesondere den Mittelstand betreffenden gegenwärtigen Erfahrungen beeinflussen offensichtlich die Einschätzung des zukünftigen Insolvenzgeschehens als Ganzes. Als Hauptursachen für eine Unternehmenskrise bis hin zur Insolvenz stehen neben Auftragsmängeln und -einbrüchen , Absatzrückgänge bei gleichbleibenden Fixkosten, Liquiditätsschwierigkeiten sowie im Schwerpunkt die restriktive Kreditvergabe der Banken und sonstiger Gläubiger. Oftmals ist das „herkömmliche“ Kreditvolumen bei Banken bereits ausgeschöpft, sodass auf diesem Weg keine Kapitalbeschaffung mehr möglich ist. Es wird daher folgende grundsätzliche Hypothese, die die Grundlage dieses Forschungsprojekts bildet, aufgestellt:
„Wenn Unternehmen keine Sicherheiten für Kredite liefern können, müssen sie mit einer
überzeugenden Strategie Risikokapital einwerben.“
Forschungsansatz
Zur Verbesserung des Krisenmanagements bei KMU werden im Rahmen des Forschungsprojekts bestehende Methoden systematisiert und auf ihre Eignung für KMU geprüft sowie neue Methodenentwickelt und operativ erprobt. Diese Methoden werden in einem integrierten Methodenbaukasten zusammengefasst, um das Krisenmanagement effektiv und effizient
auszugestalten. Der integrierte Methodenbaukasten wird in einem IT-Tool abgebildet, welches einen schnellen Transfer der Erkenntnisse in die Breite der KMU ermöglicht und zur operativen Unterstützung des Krisenmanagements dient.
Das Ziel des Forschungsvorhabens ist die Beantwortung folgender Leitfragen:
- Wie kann einer Unternehmenskrise durch die zusätzliche Berücksichtigung impliziter Unternehmensressourcen effektiver begegnet werden?
- Wie können implizite Unternehmensressourcen bewertet werden? Welche pragmatischenBewertungsmethoden können eingesetzt werden? Wie sind diese Methoden KMUspezifisch zu modifizieren?
- Welche Konzepte können eingesetzt werden, um mit Hilfe von Gesellschaftern undKapitalgebern eine Unternehmenskrise abzuwenden?
- Wie können implizite Unternehmensressourcen in das Turnaround-Management einbezogen werden?
- Wie kann der Wert einer Unternehmensstrategie ermittelt werden?
Ziel des Forschungsprojektes und erwartete Ergebnisse
Das Ziel dieses Forschungsvorhabens besteht darin, ein Modell und einen Methodenbaukasten für KMU zur Nutzung bestehender, verborgener und impliziter Unternehmensressourcen zur Vermeidung und Bewältigung einer Unternehmenskrise zu entwickeln. Es soll eine Methodik erarbeitet werden, die neben der Unternehmensstrategie die impliziten Ressourcen des Unternehmens berücksichtigt. Zusätzlich müssen dem Kreditgeber mithilfe eines Kriterienkataloges die neue Unternehmensstrategie und die bestehenden (immateriellen) Werte des Unternehmens transparent werden. Um den Anforderungen der einzelnen Krisenphasen und der damit verbundenen erforderlichen Reaktionsgeschwindigkeit gerecht zu werden, muss die schnelle Reaktionsfähigkeit in einer solchen Situation sichergestellt werden. Die einzelnen Methoden sind daher den Krisenphasen einer Unternehmenskrise zuzuordnen.
Die angestrebten Forschungsergebnisse dienen der Erarbeitung einer Methodik zur Nutzung bestehender, verborgener und impliziter Unternehmensressourcen zur Vermeidung und Bewältigung einer Unternehmenskrise. Diese gliedert sich in verschiedene Methodenbausteine, die sowohl in einem umfassenden Konzept als auch einem IT-Tool zusammengefasst werden. Das IT-Tool liefert, auf Basis von Unternehmensdaten, typenbasierte als auch individuelle Empfehlungen über die Anwendung von Methoden, Strategien und Vorgehensweisen. Weiterhinbietet das Tool basierend auf konkreten Eingabewerten Auswertungen zu der Bewertung der impliziten Unternehmensressourcen.
Industriepartner
- Genossenschaftsverband Bayern e. V.
- iwis motorsysteme GmbH & Co. KG
- Möhlenhoff GmbH
- Rudolf GmbH
- Garmin Deutschland GmbH
- ISKA Schön GmbH
- Weller Tools GmbH
- Happy Tuesday UG
- Ascending Technologies GmbH
- CeramTec GmbH
- Homag Holzbearbeitungssysteme GmbH
- schleichwerbung
Studienarbeiten
Im Bereich des Forschungsprojektes hat das Forschungsinstitut für Betriebswirtschaftslehre, Unternehmensführung, Logistik und Produktion verschiedene Diplom-/ Bachelor- und Masterarbeiten zu vergeben.