Forschungsinstitut für Unternehmensführung, Logistik und Produktion
TUM School of Management
Technische Universität München

Komplexitätsindex

Problemstellung

Die interne und externe Komplexität in Unternehmen wächst durch zahlreiche markt- und kundenbezogenen Einflussgrößen immer weiter an. Aus der externen Komplexität im Unternehmensumfeld entsteht dabei ein internes Komplexitätsabbild im Unternehmen, das aufgrund der steigenden externen Anforderungen für viele Unternehmen nicht mehr beherrschbar ist.

Viele Unternehmen haben den Handlungsbedarf erkannt und sind bestrebt, die externe Komplexitätszunahme ohne ein ausufern der internen Komplexität und der Produktprogrammbreite zu bewältigen. Das Bestreben vieler Unternehmen, die Folgen der Komplexität zu quantifizieren, stößt
jedoch schnell an seine Grenzen, da die Ursachen und Wirkungen der Komplexität meist auseinanderfallen und viele Komplexitätstreiber latent bleiben. Die Herangehensweisen an die Reduzierung und Beherrschung der Vielfalt im Produktprogramm und der Prozesslandschaft sind daher meist qualitativ und basieren auf Erfahrungswerten oder einem Bauchgefühl, anstatt auf belastbaren Kenngrößen. Letztlich bleiben die Komplexitätswirkungen im Unternehmen größtenteils im Verborgenen und führen zu ausufernden Produktprogrammen, einem hohen Anteil vertriebsgetriebenen Sondervarianten und hohen Produkt- und Prozesskosten.

Forschungsansatz

Die Zielsetzung des Forschungsvorhabens ist es, eine für KMU anwendbare Methodik zur
Quantifizierung der individuellen externen und internen Komplexitätssituation des Unternehmens zu entwickeln, die die Möglichkeit zu einem Unternehmensvergleich, sowie Best Practice Lösungen enthält und die Ableitung individueller Handlungsempfehlungen zur Produktprogramm- und Prozessoptimierung ermöglicht. Auf der Grundlage aussagekräftiger Kennzahlen sollen hierzu gewichtete Indizes abgeleitet werden, die zu einem Gesamtindex zusammengefasst werden, der eine Aussage über die externe und interne Gesamtkomplexität ermöglicht. Der Komplexitätsindex, sowie das Komplexitätstreiberprofil des Unternehmens sollen in hohem Maße nachvollziehbar und gleichzeitig mit einem vertretbaren Aufwand zu ermitteln sein.

Die Grundlage für die Modellbildung bildet ein in 5 Phasen gegliedertes vorgehen, das sowohl
theoretische Analysen, als auch umfassende empirische Datenerhebungen umfasst.

Im Rahmen des Forschungsprojektes werden zudem zu folgenden Schwerpunktbereichen Projektstudien, Diplom- bzw. Bachelor- und Masterarbeiten ausgeschrieben:

  • Wirkungsanalyse der externen und internen Komplexitätstreiber auf die Unternehmensprozesse
  • Möglichkeiten der komplexitätsbezogenen Kosten-Nutzen-Analyse in der Produktprogrammgestaltung
  • Quantifizierungskonzepte für die Ausprägungsanalyse weicher Komplexitätstreiber
  • Einsatz prognostischer Methoden als Frühwarnsystem im Komplexitätsmanagement

Ergebnisse

Das Vorgehen im Forschungsprojekt verfolgt eine doppelte Zielsetzung. Einerseits soll ein Erkenntnisgewinn im Bezug auf den Stand der Komplexitätsforschung sichergestellt werden, der
insbesondere folgende Aspekte berücksichtigt:

  • Welche praxisrelevanten externen Verursacher der Komplexität existieren?
  • Welche internen Komplexitätstreiber werden durch die externe Komplexität verursacht?
  • In welchem Maße werden die einzelnen Unternehmensprozesse durch die Komplexitätstreiber beeinflusst?
  • Wie kann die externe und interne Komplexitätssituation quantitativ beschrieben werden?
  • Welche Methoden im Umgang mit Komplexität werden von Unternehmen bereits heute mit Erfolg angewandt?

Andererseits soll eine praxistaugliche Methodik zur Quantifizierung der unternehmensspezifischen Komplexitätssituation und zur Ableitung spezifischer Handlungsempfehlungen entwickelt werden. Um eine praxisnahe Anwendbarkeit des Komplexitätsindex-Modells zu gewährleisten, wird ein onlinebasiertes IT-Tool entwickelt, das eine unternehmensindividuelle Quantifizierung der Komplexitätssituation und den Vergleich mit verschiedenen Peergruppen ermöglicht.

Literatur

  • Komplexitätsindex: Komplexitätsindex als Entscheidungsgrundlage für die Produktprogrammgestaltung bei KMU
  • Wildemann, H.: Komplexitätsmanagement: Komplexitätsmanagement in Vertrieb, Beschaffung, Produkt, Entwicklung und Produktion, Auflage, München, 2011.
  • Wildemann, H.: Variantenmanagement: Leitfaden zur Komplexitätsreduzierung, Komplexitätsabeherrschung und Komplexitätsvermeidung, Auflage, München, 2011.

Forschungsinstitut für Unternehmens-führung, Logistik und Produktion

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