Forschungsinstitut für Unternehmensführung, Logistik und Produktion
TUM School of Management
Technische Universität München

Bewertungsmodell und Methodenbaukasten für den Technologietransfer in Schwellenländer

am Beispiel von dezentralen, regenerativen Energiewandlern für das Schwellenland Indien

Indien ist ein sehr dynamischer und für die deutsche Wirtschaft immer wichtiger werdender Markt.
Besonders die Kompetenzen deutscher Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien und der Umwelttechnologie sind in Indien sehr gefragt. Allerdings haben es bisher nur wenige dieser Firmen geschafft, sich auf dem Markt erfolgreich zu etablieren. Das Ziel eines Forschungsprojektes der TECHNISCHEN UNIVERSITÄT MÜNCHEN in Kooperation mit BRIDGETO INDIA ist es, diese Erfolgsquote zu erhöhen. Untersucht wird, wie deutsche erneuerbare Energietechnologien und -produkte besser an die indischen Rahmenbedingungen und Marktanforderungen angepasst werden können.

Problemstellung

Während Indiens Wirtschaft und Bevölkerung weiter wachsen (bis 2025 soll das Land über die größte Bevölkerung und bis 2050 über die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt verfügen), werden die natürlichen Ressourcen extrem strapaziert. Die Herausforderungen, die sich daraus ergeben, sind immens. So hat das Land derzeit zum Beispiel ein Stromdefizit von 10-15 GW. Circa 40 %der Bevölkerung hat keinen Zugang zu Strom. In den nächsten zehn Jahren wird das Land etwa300 GW neuer Erzeugungskapazitäten aufbauen müssen. Die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen (insbesondere Wind- und Solarenergie), die Verbesserung der Netze und eine Erhöhung der Energieeffizienz werden zentrale Themen sein.

Stellt Indien sich diesen Herausforderungen in den kommenden zehn Jahren, wird die Infrastruktur des Landes radikal von vielerorts „veraltet“ auf „modern und leistungsstark“ umgestellt werden müssen. Das bietet deutschen Unternehmen, die in den relevanten Bereichen oft führende Technologie anbieten können und über exzellentes Know-how verfügen, große Chancen. Um diese zu nutzen, müssen sie sich allerdings auf die Besonderheiten des indischen Marktes einstellen.

Forschungsansatz

Prof. Wildemann wird gemeinsam mit BRIDGE TO INDIA untersuchen, welche Rahmenbedingungen deutsche Umwelttechnologieprodukte in Indien erfüllen müssen, um wettbewerbsfähig zu sein und wie sie dieses Wissen in ihren Produktions- und Innovationsprozessen erfolgreich umsetzen können. Ziel ist es, eine branchenspezifische Vorgehensweise zu erarbeiten, die den Erfolg im indischen Markt skizziert. Dabei geht es um folgende Schwerpunkte:

  • Markteintritt: Welche Markteintrittsstrategie wird gewählt (z. B. ein strategischer oder ein opportunistischer Ansatz)? Agiert man alleine oder mit (lokalem) Partner?
  • Organisation und Prozesse: Wie wird der Markteintritt organisatorisch umgesetzt? Wiewerden Integrationshürden überwunden? Wie können die internen und logistischenProzesse gestaltet werden?
  • Marktanforderungen Indien: Welche Marktpreise sind in Indien wettbewerbsfähig? WelcheProduktanforderungen (Preis, Einsatzumgebung, Robustheit, Wartung) werden gestellt?Welche Methoden eignen sich für die Bewertung der lokalen Gegebenheiten? Wie könnensich deutsche Produkte optimal an die rechtlichen und regulatorischen Bedingungen inIndien anpassen?

In dem Forschungsprojekt wird eine enge Zusammenarbeit mit Industriepartnern angestrebt. Hierbei werden Workshops organisiert, welche die Anforderungen und Erfahrungen der Unternehmen einfließen lassen und somit den Praxisbezug sicherstellen.

Die teilnehmenden Unternehmen werden regelmäßig über die Forschungsergebnisse informiert. Sie können außerdem vom Austausch mit den anderen Projektpartnern und von der Expertise der TECHNISCHEN UNIVERSITÄT MÜNCHEN und BRIDGE TO INDIA profitieren.

Ziel des Forschungsprojektes und erwartete Ergebnisse

Das Ziel dieses Forschungsvorhabens besteht darin, den Technologietransfer kleiner und

mittelständischer Unternehmen der Erneuerbaren-Energie-Industrie stärker zu systematisieren und mithilfe eines geeigneten, neu entwickelten Instrumentariums die Erfolgsaussichten einer Marktpenetration in Schwellenländer zu erhöhen. Ein Ziel dabei ist die Analyse und Bewertung der technologie- und unternehmensspezifischen Marktpotenziale in Schwellenländern.

Neben der Erstellung dieses Bewertungsmodells zur Objektivierung von Markteintrittsentscheidungen für KMU stellt die Schaffung eines Methodenbaukastens auch zur technischen Entfeinerung von Produkten zur Erfüllung der absatzmarktspezifischen Anforderungen ein weiteres Ziel dar.

Die Absatzerwartungen in Schwellenmärkten wie Indien locken nicht nur Großunternehmen, sondern auch KMU, diese Märkte zu erschließen. Gerade KMU besitzen weder die nötigen zeitlichen und finanziellen Ressourcen noch die Humanressourcen, um eigene Anstrengungen für die Entwicklung von Transfermethodiken zu unternehmen. In dem Spannungsverhältnis zwischen der Eroberung von Schwellenmärkten und der fehlenden Kapazität diese Markterschließung umzusetzen setzt dieses Forschungsprojekt an. Hieraus ergeben sich wissenschaftliche Herausforderungen. So müssen zum einen Methoden zur technischen Entfeinerung für KMU neuentwickelt oder stark angepasst werden. Zum anderen müssen verfügbare und neue Konzepte wie Markteintrittsstrategien, Kundenanforderungsbefragungen und eben die Methoden zur technischen Entfeinerung auf Basis wirtschaftlicher, gesetzlicher und soziokultureller Rahmenbedingungen in einer ganzheitlichen Methodik für KMU zusammengefasst werden.

Forschungsinstitut für Unternehmens-führung, Logistik und Produktion

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